Das gute Bling

Finanzbildung ist für das tägliche Leben von Kindern und Jugendlichen enorm wichtig – und gleichzeitig in deren Stundenplänen sträflich vernachlässigt. Der Schweizer Nils Feigenwinter gründete deshalb 2021 gemeinsam mit Leon Stephan das Fintech Bling für die Zielgruppe Familie. Er wollte nicht auf eine notwendige Bildungsreform warten, sagt er im Gespräch mit Forbes.

Wenn der heute 23-jährige Nils Feigenwinter erzählt, er habe bereits im Alter von 13 Jahren größere Unternehmen und ­Agenturen, ja sogar Banken, wird man erst mal hellhörig. Mit 15 Jahren, erzählt er weiter, habe er nicht mehr beraten, sondern „selbst tun ­wollen“ – und gründete Tize, die größte Schul- und Studentenzeitung von und für junge Leute in der Schweiz und die erste Schülerzeitung überhaupt im App Store. Und während er all das erzählt, wirkt er so, als wäre das alles eigentlich eher durchschnittlich für einen Menschen mit seiner Erfahrung.

Tatsächlich trat Feigenwinter bereits mit zehn Jahren im Schweizer Rundfunk als Moderator auf, während andere Kinder seines Alters vielleicht am Spielplatz BMX fuhren oder mit Freunden Lego spielten. „Ich habe schon sehr früh begonnen, in diesem Medien- und Start-up-Bereich unterwegs zu sein“, erzählt er. Und wenn man so häufig wie er, nämlich einmal die Woche, vor der Kamera stehe, öffne sich die eine oder andere Tür eigentlich fast automatisch vor einem, sagt er. Heute wirkt es so, als wäre Feigenwinter durch jede einzelne dieser Türen gegangen.

Nachdem er mit 15 Tize „abgegeben“ hatte, gründete er Alas Entertainment, heute im Schweizer Unternehmen Bergis Medien eingebettet. Bei Alas Entertainment geht es um Kinder- und Jugend­unterhaltung. „Wir haben viele Hörspiele, Kinder­bücher und Onlinespiele gemacht, aber auch als Lizenzunternehmen Erlebnisse in Freizeitparks, Ski-


und Wander­gebieten organisiert“, erzählt er. Nach einem Jahr habe er das Unternehmen verkaufen können und danach die Matura gemacht. Und weil neben diesem strammen Programm noch Zeit blieb, habe er im Europa-Park bei der Familie Mack gearbeitet. „Zu der Zeit habe ich im Freizeitpark gewohnt. Es war spannend, die Zielgruppe der Familien auch aus dieser Perspek­tive kennenlernen zu können. Man lernt diese Gruppe so einfach auch ein bisschen besser zu verstehen, quasi von Angesicht zu Angesicht.“

Spätestens jetzt wird klar: Alles, was Nils Feigenwinter als berufstätiger und unternehmerischer Schüler sowie darüber hinaus in Angriff genommen hat, hatte in einer Form mit Familie und den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen zu tun; beginnend bei seiner Beratungstätigkeit für Agenturen und Unternehmen sowie auch Banken über die Schüler­zeitung und das Lizenz- und Enter­tainment-Geschäft Alas Entertainment bis zu seinem aktuell jüngsten Baby Bling, 2021 in Hamburg gemeinsam mit Leon Stephan gegründet, das weitestgehend im Feld der Financial Literacy für Kin­der bzw. Familien eingebettet ist.

Der Grund dafür liegt praktisch auf der Hand: „Ich war zwölf Jahre lang in der Schule und kann eine französische Gedichtanalyse schreiben, habe dort aber nichts über den Umgang mit Geld gelernt. Daran wollte ich etwas ändern. Und dann steht man vor der Entscheidung, entweder auf eine Bildungs­reform zu warten oder es selbst zu machen. Ich bin ein ungeduldiger Mensch, Warten ist nicht so mein Ding.“

„Bei Bling ist es uns wichtig, den digitalen Umgang mit Geld zu unterstützen“, so Nils Feigenwinter, Co-Gründer und CEO von Bling.

Die Zielgruppe Familie habe jedenfalls großes Potenzial, so Fei­gen­winter: „Allein in Deutschland gibt es zwölf Millionen Familien und 40 Millionen Haus­halte. Das macht diese Zielgruppe sehr attraktiv.“ Und ein Drittel aller Bankingkunden (oder Kunden ganz allgemein) seien Eltern mit einem minderjährigen Kind, fährt er fort. Das sei nicht nur betriebswirtschaftlich relevant, sondern auch hinsichtlich des Aufbaus eines Geschäfts­modells „cool“. „Weil es sich dabei um eine stark unterrepräsentierte Ziel­gruppe handelt“ – und die aller­meisten Player für diese Ziel­gruppe nichts anbieten. Denkt man etwa an Banken, so werden hier Produkte für Einzel­personen angeboten; die Familie als Ziel­gruppe wird nicht wirklich in Betracht gezogen. Manchmal werden Vollmachten ausgestellt – und damit hat es sich dann auch. „Bei Bling ist das anders“, sagt Feigenwinter.

Es beginnt damit, dass bei Bling alles digital ist. „Früher konntest du dir als Kind mit Münzen Bonbons kaufen – das war das Größte. Heute sind es Zusatzinhalte für Onlinegames. Das heißt auch: Geld wird immer digitaler und komplexer. Deshalb ist es uns wichtig, diesen digitalen Umgang mit Geld zu unterstützen“, so der Unternehmer. Hierbei werden unterschiedliche Features angeboten, etwa eine Taschengeldkarte, auf die in Echtzeit Geld geladen werden kann und die über Aufgabenplaner oder Einkaufslisten verfügt. Dazu gibt es praktische Funktionen für die Familie, die den verantwortungsvollen Umgang mit Geld vermitteln: So können Eltern etwa einstellen, wo die Karte funktionieren darf und wo nicht; sie können auch Limits einstellen und vieles mehr.

Aktuell wissen nämlich nur knapp 20 % aller Eltern, was ihre Kinder mit ihrem Taschengeld, quasi ihrem ersten Einkommen, machen; das könnten laut Feigenwinter ruhig mehr sein. Er gibt ein Beispiel: „Als Kind habe ich fünf Franken bekommen und die kom­plett für Kaugummis ausgegeben – und mir die auch gleich reingeschoben. Die starken Bauch­schmerzen, die ich davon bekommen habe, waren für mich eine prägende Er­fahrung, die mich gelehrt hat, nicht alles auf einmal auszugeben.“ Heute sei er froh, dass er diese Er­fah­rung mit fünf Franken und 100 Kaugummis gemacht habe – und nicht mit 18 Jahren und einem 50.000-€-­Leasingvertrag für ein Auto.

Das Interesse der Kunden sei jedenfalls groß und die Fragen der Kinder und Jugendlichen seien teils schon recht spezifisch, sagt er. „Wir werden gefragt, was Dropshipping ist oder wie man sich ein passives Einkommen aufbauen kann.“ Es schwirren im Moment so viele un­terschiedliche Themen herum, so Feigenwinter weiter, die dieser Zielgruppe „vernünftig erklärt werden müssen“. Es sei wichtig, den Kindern und Jugendlichen zu erklären, dass das Geld nicht auf den Bäumen wächst, sagt er.

Apropos: Bei Bling wird das Feature des „Sparbaums“ angeboten, das aber, so Feigenwinter, vor allem von den Eltern zu Investitions­zwecken genutzt wird. „Weniger als 15 % aller Eltern sind in irgendetwas investiert. Das meiste Geld liegt einfach auf irgendwelchen Konten herum“, so Feigenwinter. „Wir haben uns überlegt, wie wir die Eltern motivieren können, ihr Geld familienfreundlich zu investieren. Weil auch der perfekte Anlagehorizont bei über zehn Jahren liegt, quasi von der Geburt bis hin zum 18. Lebensjahr des Kindes. Da kann man für alles Mögliche ansparen.“ Die Eltern pflanzen also einen Baum bei Bling, legen ein Ziel fest, zahlen jeden Monat Geld ein. Dieses Geld wird nachhaltig investiert, ent­sprechend der Risikostufe und den Fonds, die man wählt. Je näher man dem Ziel kommt, desto mehr Blätter trägt der Baum, desto mehr Äste hat er auch. „Schon ziemlich cool“, so Feigenwinter.

Wie die Bäume ist auch das Bling-Team gewachsen: „Wir haben uns seit dem Produktlaunch personell verdreifacht“, so Feigenwinter. Damit soll noch lange nicht Schluss sein: „Was gibt es denn Schöneres, als im Supermarkt ein Kind zu sehen, das mit einer Bling-Card bezahlt? Dann wissen wir: Wir haben für immer und ewig die erste Bezahl-Erfahrung geprägt, und das Kind wird sich immer an Bling erinnern können. Das ist eine unglaublich emotionale Sache – und davon können wir direkt Bestandteil sein.“

Nils Feigenwinter (23) war Kindermoderator im Schweizer Rund­funk, brachte mit 15 Jahren mit Tize die erste Schülerzeitung im App Store an den Start und gründete 2021 mit Leon Stephan das Fintech Bling.

Fotos: Bling

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