Jagdjuenger

Immer mehr Jagdscheininhaber – ein Problem?

Immer mehr Jäger konkurrieren um immer weniger Jagdfläche. Bahnt sich in Deutschland ein großes Problem an? Herausforderungen und Lösungsansätze.

Immer mehr Jagdscheininhaber – ein Problem?

Das findest du in diesem Artikel

    Die Jagd ist in Deutschland so beliebt wie nie zuvor. Immer mehr Menschen interessieren sich für das grüne Abitur und erlangen anschließend den Jagdschein.

    Schon seit etlichen Jahren ist die Jagd auch ein einträgliches Geschäft. Mittlerweile gibt es mehr als 250 Jagdschulen, in denen man sich auf die Jagdscheinprüfung vorbereiten kann.

    Doch was bedeutet das weiterhin zunehmende Interesse für Jäger und Wild?

    Die derzeitige Situation – so viele Jagdscheininhaber wie noch nie

    Deutschland ist eine stolze Jagdnation mit einem intakten Brauchtum, das weltweit Anerkennung findet. Auf die Jagd zu gehen hat Tradition und die wird immer beliebter. Das hat dazu geführt, dass heute so viele Menschen in Deutschland einen Jagdschein haben, wie nie zuvor.

    Stand 2023 waren deutschlandweit 436.325 Menschen Inhaber eines Jagdscheins.

    Jeder 194. Einwohner (0,515%) unseres Landes hatte demnach einen Jagdschein gelöst. 

    Ein Blick in die Vergangenheit – Stetig mehr Jagdscheininhaber in Deutschland

    Seit 1990 ist ein nahezu konstanter Zuwachs an Jagdscheininhabern in Deutschland zu beobachten. Waren es damals noch 311.257 Jagdscheininhaber, so ist die Anzahl in den darauffolgenden Jahren um etwa 40% gestiegen.

    Zum Vergleich: Die Einwohnerzahl Deutschlands ist im gleichen Zeitraum lediglich von 79,75 Millionen auf 84,67 Millionen, also um 6,16% gestiegen.

    Das bedeutet: Immer mehr Menschen begeistern sich in Deutschland für die Jagd.

    Ein Blick in die Zukunft – immer mehr Jagdscheininhaber?

    In den letzten Jahren ist die Anzahl der Jagdscheininhaber durchschnittlich um 2% pro Jahr gestiegen. Setzt man diesen Trend fort, kommt man zu der Erkenntnis, dass in 10 Jahren, also im Jahr 2034, etwa 531.900 Menschen den Jagdschein haben werden. Das entspricht einem Zuwachs von knapp 100.000 Jägern, oder etwas mehr als 22%.

    Prognostiziert man den Zuwachs auf 20 Jahre, also bis 2044, kommt man auf 648.365 Jagdscheininhaber, also einem Zuwachs von 212.000 Personen oder in Höhe von unglaublichen 48,5%.

    Wieso machen immer mehr Deutsche den Jagdschein?

    Die Jagd wird immer jünger und weiblicher. Das Interesse an der Jagd hat sich in viele gesellschaftliche Schichten ausgebreitet und ist längst nicht mehr nur dort beheimatet, wo Familienangehörige ihre Passion weitergegeben haben.

    Für die meisten Jäger steht der Naturschutz an erster Stelle. Sie genießen es, einen positiven Beitrag leisten zu können.

    An zweiter Stelle steht die Gewinnung von Wildfleisch, dicht von der Begeisterung und dem Interesse an der Natur.

    Doch auch die Faszination für das jagdliche Brauchtum wird bei jungen Jagdscheininhabern immer größer.

    Probleme und Herausforderungen 

    Wer den ersten Jagdschein löst und im Anschluss begeistert dem Waidwerk nachgehen möchte, stellt in vielen Regionen Deutschlands fest, dass niemand auf den nächsten Jungjäger gewartet hat. Bereits jetzt gibt es deutlich mehr Jäger als Jagdmöglichkeiten, besonders in dicht besiedelten Regionen. Wer im Einzugsbereich einer Großstadt wohnt, hat in der Regel große Herausforderungen, eine Jagdgelegenheit zu finden. Und daran wird sich vermutlich auch nichts ändern – ganz im Gegenteil.

    Die zunehmende Anzahl an Jagdscheininhabern trifft auf ein sinkendes Angebot an Jagdgelegenheiten.

    Jeden Tag werden schätzungsweise 56 Hektar Land versiegelt und stehen im Anschluss nicht mehr für Wild und Jagd zur Verfügung. Die bejagbare Fläche sinkt, während immer mehr Jäger auf der Suche nach bejagbarer Fläche sind. 

    Sie wird zu einem raren Gut und ist das vielerorts bereits längst.

    Diese Bundesländer sind besonders betroffen

    Je mehr Jagdscheininhaber um bejagbare Fläche konkurrieren, desto schwieriger ist es eine Jagdgelegenheit zu finden. Besonders betrifft diese Problematik die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (3,6 Jagdscheininhaber je 100 ha Jagdfläche), das Saarland (2,0 Jagdscheininhaber je 100 ha Jagdfläche) und Schleswig-Holstein (1,6 Jagdscheininhaber je 100 ha Jagdfläche). 

    Vergleichsweise entspannt ist die Lage in den Bundesländern Brandenburg (0,5 Jagdscheininhaber je 100 ha Jagdfläche), Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern (0,7 Jagdscheininhaber je 100 ha Jagdfläche) sowie Sachsen und Thüringen (0,9 Jagdscheininhaber je 100 ha Jagdfläche).

    Mögliche Lösungsansätze

    Mehr bejagbare Fläche schaffen

    Der Klimawandel zeigt uns deutlich, dass wir nicht immer mehr Flächen versiegeln können. Durch Renaturierung können wir einen positiven Beitrag für das Klima leisten und dem Wild neue Lebensräume zur Verfügung stellen.

    Staats- und Landesforsten das Jagdrecht entziehen

    Wir als Gesellschaft haben den Staats- und Landesforsten das Jagdrecht am staatlichen Waldbesitz übertragen. Dieser erstreckt sich auf über 3.100.000 Hektar, also eine Fläche, die fast so groß ist wie NRW, unser Bundesland mit den meisten Jagdscheininhabern.

    Anstatt auf diesen Flächen die Jagd durch Beamte und Mitarbeiter des öffentlichens Dienstes ausüben zu lassen, könnte das Jagdrecht an private Jagdscheininhaber verpachtet werden. Das würde für eine Entspannung der Pachtpreise sorgen, für enorme Steuereinnahmen sorgen und den Forstmitarbeitern erlauben, mehr Arbeitszeit in den Umbau zu klimastabilen Wäldern zu investieren.

    Interessanter Beitrag dazu: Verdacht auf Steuerverschwendung Landesforsten Rheinland-Pfalz

    Weniger Jäger ausbilden

    Die Jagd liegt voll im Trend und begeistert. Doch häufig folgt im Anschluss die Ernüchterung: Deutschland braucht nicht noch mehr Jäger, um die vorhandenen Jagdreviere zu bewirtschaften. Würden weniger Menschen den Jagdschein erwerben, würde auch dies zu einer Entspannung der Situation führen.

    Quellen


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