Die Gedanken eines Soldaten über First Person Shooter

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Videospiele wollen immer realistischer werden. Das zumindest lässt sich sagen, wenn es um das viel diskutierte Thema Fotorealismus geht, aber auch um Kriegsshooter wie Medal of Honor: Warfighter oder Call of Duty: Modern Warfare 3, die sich extra militärische Berater organisieren, um Spielern eine angeblich möglichst lebensnahe Erfahrung zu bieten. Dass diese eher der in einem Hollywood-Film gleicht und nicht der, die Soldaten ohne Controller jeden Tag erleben, mag dabei manchem entgehen. Taktiken mögen zwar zum Teil stimmen, allerdings sind Videospiele — und jetzt die große Überraschung — kaum eine korrekte Repräsentation der Realität. Die wenigsten Fans von Spielen wie Call of Duty: Black Ops II hätte wohl Spaß daran, an Pflichtklassen zur Information bezüglich sexueller Belästigung teilzunehmen, Unteroffizier-Bewertungsberichte zu schreiben oder 12 Stunden lang Wache zu halten, ohne dass je irgendetwas passiert. Das wäre für die meisten wohl etwas zu realistisch.

Wie schon die Kollegen von Forbes, die zur Veröffentlichung von Hitman: Absolution mit einer echten Ex-Stripperin über die Saints geplaudert haben, hat sich nun auch Jason Lomberg von GamesBeat einen Experten gesucht und ihn über First-Person-Shooter befragt. Ihm stand Sergeant Dave Mull Rede und Antwort, ein Veteran, der zwölf Jahre gedient hat und während des Global War on Terror im Irak stationiert war.

Unter anderem merkte der ehemalige Soldat an, dass moderne Shooter häufig während der Kampagnen den Fehler begehen, alles episch wirken lassen zu wollen. Es sei oft schwierig herauszufinden, welche Feinde tatsächlich wichtig und welche einfach nur respawnendes Kanonenfutter sind. Viele Entwickler würden vergessen, dass es manchmal mindestens genauso, wenn nicht sogar spannender wäre, wenn einmal nichts geschieht. Gerade die Call of Duty-Reihe erinnert, wie Games Beat anmerkt, mehr an Michael Bay-Filme als an die Realität. Die Metal Gear Solid-Spiele hingegen, so Mull, verlangen vom Spieler nicht, dass er tötet. Die Möglichkeit ist zwar gegeben, allerdings sei das nicht der Hintergedanke von Schöpfer Hideo Kojima.

Titel wie Medal of Honor: Warfighter würden sich eher Inspiration bei Filmen wie Tödliches Kommando - The Hurt Locker oder Der Soldat James Ryan suchen als im richtigen Leben, wo Soldaten die meiste Zeit damit beschäftigt wären, sich zu langweilen bis jemand plötzlich versucht, sie zu töten. Laut Mull ist das echte Gefecht nicht wirklich spannend und häufig so schnell vorbei, wie es begonnen hat.

Auf die Frage hin, welche Spiele er als am akkuratesten bezeichnen würde, gab der Veteran ein Unentschieden zwischen Killzone 3 und Fallout 3 an. Killzone würde das richtige düstere Gefühl wiedergeben, besonders bezogen auf die Wortgefechte, die im echten Leben eher auf dem "Deine Mudder"-Niveau liefen anstatt der übertrieben "harten Sprüche", die zum Beispiel in Black Ops II zu finden seien. Fallout hingegen verzichtet auf die alles andere als realistische Gesundheitserneuerung und zwingt die Figur stattdessen dazu, etwas zu essen. Auch Waffen und Equipment leiden mit der Zeit unter Abnutzungserscheinungen. Hinzu kommt, dass das Spiel eine offene Welt bietet, die erkundet werden kann.

Wenn Killzone 3 und Fallout 3 gute Beispiele sind, welches Spiel darf dann den Titel als schlechtes Beispiel für sich beanspruchen? Laut Mull trifft das auf Black von Criterion Games zu. Das Spiel sei im Prinzip wie Call of Duty — nur in schlecht. CoD sei unter seinen Freunden, egal ob Core oder Casual Gamer, am beliebtesten, allerdings würde Realismus dabei kein Faktor sein. FPS seien für ihn und viele andere Soldaten eher so etwas wie eine billige Art der Therapie, weshalb schon während seiner zweiten Tour Spiele wie Halo 2 und Tom Clancy’s Rainbow Six: Vegas sehr beliebt gewesen seien. Sie seien ein wenig wie eine Cartoon-Version der Realität, die ihnen dabei geholfen habe, Aggressionen abzubauen und die Hand-Augen-Koordination zu verbessern.

Das vollständige Interview könnt ihr auf GamesBeat nachlesen.

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Treyarch | 30. November 2012
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